This blog is mostly written in German. To learn more about the book check out www.echoprinzip.at/english . ×

Back to the Roots: Astroturfing, PR und Zigaretten

Astroturf ist englisch für Kunstrasen, wie er in Sportstadien eingesetzt wird. Damit ist er das Gegenteil von echtem Gras und dementsprechend ist es auch das Gegenteil von Grassroots. Wikipedia sagt: Astroturfing will „den Eindruck einer spontanen Graswurzelbewegung vorzutäuschen. Ziel ist es dabei, den Anschein einer unabhängigen öffentlichen Meinungsäußerung über Politiker, politische Gruppen, Produkte, Dienstleistungen, Ereignisse und Ähnliches zu erwecken“ Das will ich um ein wichtiges Element erweitern: Sie reframen das Thema.

In den USA ist das eine weitverbreitete Taktik: Da starten Lebensversicherungen eine Kampagne, die 75 Millionen Familien absichern will – und damit meint: keine Steuererhöhungen auf Lebensversicherungen. Da starten die großen Zuckerwasserverkäufer eine Kampagne die vermittelt, dass Amis ein reichhaltiges Angebot an Zuckerwasser haben – und meinen damit weg mit den Regulierungen auf Beschriftung, Packungsgröße, etc. (auf den zweiten Blick ist die Kampagne wohl auch und vor allem Greenwashing). Da gibt sich die Corn Farmers Coalition als Vereinigung kleiner Bauern und liegt eigentlich mit allen Größen der Lebensmittelindustrie im Bett. Das Verwerfliche an Astroturfing ist dabei nicht die politische Forderung, die sind wenn auch nicht meine, nachvollziehbar. Verwerflich ist der Versuch der Instrumentalisierung.

Jetzt hat Österreich auch so eine Kampagne: Mein Veto – Bürger gegen Bevormundung. Sie steht ihren amerikanischen Vorbildern um nichts nach. Auch diese Kampagne erweckt auf ersten Anblick den Anschein, als wären es spontan empörte BürgerInnen, die nicht mehr weiter bevormundet sein wollen vom Staat, der uns damit jede Eigenverantwortung abspricht. Eine einfach, aber gut gemachte Website (an der Conversion für die Petition könnte man noch arbeiten), präsentiert in einem emotionalen, aber nicht unsachlichen Ton (1), unterstützt von honorigen Herren mit vielen Titeln. Erst ein wenig scrollen offenbart die Geldgeber der Kampagne (ich nehme nicht an, dass die Herren Universitätsprofessoren dafür zahlen, dass sie ihr Gesicht auf der Website sehen): Der Verband der Brauereien Österreichs, der Verband der  Cigarren und Pfeifenfachhändler Österreichs, British American Tobbacco. Man gebe hinzu: ein schickes Cafe am Wiener Naschmarkt, ein Meinungsforschungsinstitut und eine PR-Agentur. Die letzeren beiden sind wohl auch für Konzeption und Ausführung verantwortlich – man wird wohl nicht ein weiteres Meinungsforschungsinstitut zurate gezogen haben, um herauszufinden, dass ganze 92% der Befragten davon überzeugt sind, dass „Menschliches Verhalten […] nicht vollständig durch Gesetze geregelt werden [kann]“ (2).

Astroturfing zeichnet sich, wenn es so gut gemacht ist wie hier, vor allem dadurch aus, dass es breit genug ist, dass möglichst viele es unterschreiben können, die tatsächlichen Forderungen dann später aber von den Geldgebern konkret formuliert werden. Als Teil des Forderungspakets nimmt man eine auf, die nicht auf der Agenda der Geldgeber steht – möglichst etwas, das Common Sense ist und wenn’s die EU in ihrer oft absurd anmutenden Überregulierung auch noch trifft, umso besser. Das (bereits wieder ad acta gelegte) Olivenölkannenverbot eignet sich blendend und zeigt, dass die MacherInnen etwas von ihrem Handwerk verstehen.

Mit Kampagnen wie diesen kommt PR wieder zurück zu ihren Wurzeln – im mehrfachen Sinn: Der österreichisch-amerikanische Edward Bernays gilt als Vater der PR, eine seiner ersten Kampagnen war die „Fakeln der Freiheit“ Kampagne, in der Bernays im Auftrag der American Tobacco Company Frauen dafür bezahlte, rauchend – als Symbol der Emanzipation – durch New York zu ziehen.

(1) vielleicht sollte man dafür einen Neologismus einführen: Verwunft – Vernunft Wut – das was auch die Neos ganz gut treffen.

(2) Fast zehn Prozent aller Menschen glauben, dass Verhalten vollständig durch Gesetze geregelt werden kann! Das ist die versteckte Geschichte!

UPDATE: Nachdem sich auf Twitter eine Diskussion ergeben hat, ob das jetzt denn Astroturfing sei oder nicht, weil die Geldgeber ja genannt würden, eine kurze Klarstellung. Die deutschsprachige Wikipedia hat das Verheimlichen der Geldgeber nicht in ihrer Kerndefinition von Astroturfing enthalten. Zwar macht ein FORMAT Artikel von letzter Woche den Anschein, ein Initiator der Kampagne hätte sich auf der Pressekonferenz um die Frage nach den Geldgebern gewunden, der Kurier aber fällt vollends auf die Kampagne rein („Zwei Professoren und die Mehrheit der Österreicher gegen Verbote“), und führt erst im letzten Satz die Geldgeber an – die in der Einladung zur PK offenbar noch nicht so genannt wurden.

Ich halte das Reframing von Forderungen und das den-Anschein-einer-Bürgerbewergung-erwecken für zentraler, als die Geheimhaltung der Geldgeber (alle drei amerikanischen Beispiele im Text legen die Geldgeber offen).

7 things US campaigns can teach us about citizen engagement

Last week, I was invited to speak at the European Association of Political Consultants conference in Milan. My talk was part of a panel called „How to engage and connect with citizens.“ Since a lot of the talks were focused on learnings from the US campaigns from a very American perspective (where things like „Call to Action“ are so common sense no one would mention it as a learning) and I anticipated a „but we don’t have an Obama“ (or similar) reaction, I decided to present seven points, everyone can apply.

7 things US campaigns can teach us about citizen engagement:

1) Give them something to do
I consider this key to online engagement, as does everyone in the campaigning and advocacy sphere, unfortunately it’s something that is still not in everyone’s mind who runs a campaign with a digital component. I actually consider that lack of calls to action to the fact that there’s less of a fundraising culture in Europe. Without any evidence whatsoever, I believe that the CTA culture originates from fundraising and made its way to (online) advocacy from there.
In any case, knowing what action you want people to take and asking them for it is the first step to engage people online.

2) Build a ladder of engagement
Asking them can only be the first step – asking them again (for a little bit more) is the second. This is nothing soly online either – we’ve actually done that always. If an organization has an event and someone’s interested in joining the organization, your first suggestion won’t be „why don’t you become chairperson?“ You slowly lure them in, ask them to come to the next meeting, then to help out at the next event, and so on.
The biggest jump in the ladder of engagement if it starts online is definelty the step to offline engagement. At the re-campaign Obamas Organizing Director Betsi Hoover mentioned that their medium to take activists that step almost always was the phone. A call from a volunteer that invited a person that has been active solely online has been proven to be most effective to get this action offline.

3) Take them seriously
If you ask for engagement is key to offer an actual possibility to change something. People know when they are being fooled, used for a PR tactic or simply not taken seriously. People who get involved don’t want to do the organization harm – even if their suggestion might appear as a harsh criticism.

4) Don’t take them seriously
…if they don’t take themselves seriously. The example I brought in the talk was the online petition to build a Death Star that got enough signatures for the White House to resoond. The response was humorous and yet on message.
Similarly when the German Online Retailer OTTO had an online poll for a new model. Brigitte won. I was a man wearing a blonde wig. Instead of refuting the online poll, they actually did a photoshoot with Brigitte.

5) Forget Big data
In Europe, specifically Germany and Austria, there’s a completely different sentiment when it comes to data protection and privacy. The fact alone that one declares a party when registering to vote is unthinkable. In such an environment, where a lot of data isn’t available and trying to collect it would be political suicide, it’s much more important to utilize smart data: get to know your (email, twitter, Facebook…) audience and don’t treat them equally: segment messages and calls to action to the right audience on your list.

6) Test everything
Every political system has things that have always been that way, things that haven’t been proven to be effective, but to not do them would lead to a rebellion amongst you activists: How can they not have yardsigns?! How can they abolish billboards?
In such an environment it’s hard to change something. If you do and fail, you will lose your job. If you do what has always been done and fail, you are risk free, because „it didn’t work this time“
Testing requires the guts to fail: when you A/B split test two messages, one will by definition fail. Still, it’s the only way to actually find out what works online for you and what doesn’t. (Since its so cruicial, I will write about and how to AB Testing in a future blogpost)

7) The Internet is not just Facebook and Twitter
You might find 80% of your audience there, but to actually engage with all of them, you will have to look in other channels (or maybe even offline!)

Here are the slides:


Hört auf zu beschreiben, fängt an zu begreifen

Originally published on www.echoprinzip.at:

 

Screenshot_5_15_13_10_44_AMEs gibt in der Diskussion, was Onlinekanäle in der politischen Kommunikanion leisten/wie sie sie verändert drei immer wiederkehrende Punkte, die alle drei die Diskussion unnötigerweise Verkürzen:

1) Die Diskussion dreht sich nur darum wir „ein Politiker“ Onlinekanäle nutzen kann
2) Die Analyse einer Präsenz bleibt bei „XY hat YZ Fans“ stehen
3) Die Beschreibung heißt zwar „[Social Media Plattform] für Politische Kommunikation“ geht aber nicht über „so bauen sie einen LIKE Button ein“ hinaus.

Vor diesem Triumvirat ist nicht einmal Facebook selbst gefeit. Die Broschüre „Facebook erfolgreich nutzen – Leitfaden für Politiker und Amtsträger,“ die offenbar gemeinsam mit einer Social-Media-Monitoring Firma (don’t even get me started) herausgegeben wurde (oder letztere hat das Facebook Corporate Design kooptiert – so genau kann man das nicht sagen), ist Anlass für diesen Rant (die Diskussion auf der ich sie zum ersten Mal gesehen habe auch, aber jetzt reicht’s erstmal mit Klammern und Einschüben). In ihr stehen Sätze wie: „Teilen Sie Texte, Fotos, Videos, Podcasts und Links, erstellen Sie Veranstaltungen und stellen Sie direkte Fragen, um eine persönliche Beziehung zu Ihren Anhängern aufzubauen.“ oder „Ihr Publikum wartet.“ oder „Ich berichte auf Facebook von Terminen, stelle Fotos von Zusammentreffen und Videos meiner Reden auf Facebook.“

Vor allem letzteres finde ich ein schönes Beispiel, wie politische KommunikatorInnen noch immer alte PR-Taktiken auf die neuen Kanäle anwenden. Es scheint fast, als würden sie meinen „Hurra, die Gatekeeper traditioneller Medien sind weg. Endlich hindert mich niemand mehr daran mein Gesicht stundenlang in die Kamera zu halten.“

Das ist ihnen aber nicht vorzuwerfen. Immerhin stehen solche Vorschläge in offiziellen Facebook-Handbüchern und sie haben es nicht anders gelernt. Wer es besser wissen sollte, sind wir Internet Menschen. Aber selbst wir sind nicht vor diesen drei Verkürzungen gefeit. Neulich auf einer Diskussion im Europa Haus gab es eine Veranstaltung zum Thema „Social Media und EU Kommunikation“ wo die Diskussion mit dem EU-Social Media Kommuikationschef, einer Facebook-Europe Person und dem von mir äußerst geschätzten Michel Reimon sofort in eine „Müssen Politiker im Internet lustig sein“ Diskussion verkam.

Zum Thema „Lustig“ und „authentisch“ fällt mir immer der äußerst treffende Kommentar von Colin Rogero ein: „If you’re boring, you’re boring.“ Das ist auch der Grund, warum ich Punkt 1) so verkürzt halte. Wie PolitikerInnen Facebook zum persönlichen Branding nutzen, ist mir doch wurscht. Manche sind um- und zugänglich, andere nicht. Daran werden auch Onlinekanäle nix ändern. Was viel interessanter ist, ob sie und ihre KommunikationsstrategInnen verstehen, zum dort Diskurs beizutragen.

Genau deshalb ist es auch egal, ob ein/e PolitikerIn 100 oder 1000 Fans hat. Leider lässt sich jeder „Social Media Check“ von Zahlen ablenken (Das zum Beispiel: http://www.fine-sites.de), aber auch JournalistInnen gehen fast nie darüber hinaus, wie viele Menschen Parteien um sich versammelt haben.

Deshalb mein Plädoyer: Hören wir auf, Social Media zu beschreiben, sondern reden darüber, was politische KommunikatorInnen in Onlinekanälen machen. Lasst uns nicht mehr von Zahlen ablenken lassen und nicht mehr über politische Persönlichkeiten sprechen, sondern über Themen und die Public Agenda und wie der durch das und im Netz verändert ist. Und lasst uns keine Anleitungen mehr schreiben, wie Like Buttons in Pages sondern wie Menschen in Politik „eingebaut“ werden können.

So. Rant over.

Hier übrigens der Link zur Facebook Für Politiker Broschüre.

 

Hört auf zu beschreiben, fängt an zu begreifen

Screenshot_5_15_13_10_44_AMEs gibt in der Diskussion, was Onlinekanäle in der politischen Kommunikanion leisten/wie sie sie verändert drei immer wiederkehrende Punkte, die alle drei die Diskussion unnötigerweise Verkürzen:

1) Die Diskussion dreht sich nur darum wir „ein Politiker“ Onlinekanäle nutzen kann
2) Die Analyse einer Präsenz bleibt bei „XY hat YZ Fans“ stehen
3) Die Beschreibung heißt zwar „[Social Media Plattform] für Politische Kommunikation“ geht aber nicht über „so bauen sie einen LIKE Button ein“ hinaus.

Vor diesem Triumvirat ist nicht einmal Facebook selbst gefeit. Die Broschüre „Facebook erfolgreich nutzen – Leitfaden für Politiker und Amtsträger,“ die offenbar gemeinsam mit einer Social-Media-Monitoring Firma (don’t even get me started) herausgegeben wurde (oder letztere hat das Facebook Corporate Design kooptiert – so genau kann man das nicht sagen), ist Anlass für diesen Rant (die Diskussion auf der ich sie zum ersten Mal gesehen habe auch, aber jetzt reicht’s erstmal mit Klammern und Einschüben). In ihr stehen Sätze wie: „Teilen Sie Texte, Fotos, Videos, Podcasts und Links, erstellen Sie Veranstaltungen und stellen Sie direkte Fragen, um eine persönliche Beziehung zu Ihren Anhängern aufzubauen.“ oder „Ihr Publikum wartet.“ oder „Ich berichte auf Facebook von Terminen, stelle Fotos von Zusammentreffen und Videos meiner Reden auf Facebook.“

Vor allem letzteres finde ich ein schönes Beispiel, wie politische KommunikatorInnen noch immer alte PR-Taktiken auf die neuen Kanäle anwenden. Es scheint fast, als würden sie meinen „Hurra, die Gatekeeper traditioneller Medien sind weg. Endlich hindert mich niemand mehr daran mein Gesicht stundenlang in die Kamera zu halten.“

Das ist ihnen aber nicht vorzuwerfen. Immerhin stehen solche Vorschläge in offiziellen Facebook-Handbüchern und sie haben es nicht anders gelernt. Wer es besser wissen sollte, sind wir Internet Menschen. Aber selbst wir sind nicht vor diesen drei Verkürzungen gefeit. Neulich auf einer Diskussion im Europa Haus gab es eine Veranstaltung zum Thema „Social Media und EU Kommunikation“ wo die Diskussion mit dem EU-Social Media Kommuikationschef, einer Facebook-Europe Person und dem von mir äußerst geschätzten Michel Reimon sofort in eine „Müssen Politiker im Internet lustig sein“ Diskussion verkam.

Zum Thema „Lustig“ und „authentisch“ fällt mir immer der äußerst treffende Kommentar von Colin Rogero ein: „If you’re boring, you’re boring.“ Das ist auch der Grund, warum ich Punkt 1) so verkürzt halte. Wie PolitikerInnen Facebook zum persönlichen Branding nutzen, ist mir doch wurscht. Manche sind um- und zugänglich, andere nicht. Daran werden auch Onlinekanäle nix ändern. Was viel interessanter ist, ob sie und ihre KommunikationsstrategInnen verstehen, zum dort Diskurs beizutragen.

Genau deshalb ist es auch egal, ob ein/e PolitikerIn 100 oder 1000 Fans hat. Leider lässt sich jeder „Social Media Check“ von Zahlen ablenken (Das zum Beispiel: http://www.fine-sites.de), aber auch JournalistInnen gehen fast nie darüber hinaus, wie viele Menschen Parteien um sich versammelt haben.

Deshalb mein Plädoyer: Hören wir auf, Social Media zu beschreiben, sondern reden darüber, was politische KommunikatorInnen in Onlinekanälen machen. Lasst uns nicht mehr von Zahlen ablenken lassen und nicht mehr über politische Persönlichkeiten sprechen, sondern über Themen und die Public Agenda und wie der durch das und im Netz verändert ist. Und lasst uns keine Anleitungen mehr schreiben, wie Like Buttons in Pages sondern wie Menschen in Politik „eingebaut“ werden können.

So. Rant over.

Hier übrigens der Link zur Facebook Für Politiker Broschüre.

Was wir von US-Kampagnen lernen können

IMG_8732 - Arbeitskopie 4Die Re:campaign ist die Schwester-Konferenz der re-publica, auf der ich gestern einen Vortrag halten durfte, der versucht hat die Keynote von Obama’s Digital Organizing Director Betsy Hoover zu vertiefen und Learnings aus US Kampagnen für Europa zu übersetzen.
Die sieben Punkte und 45 Minuten in einen Blogpost zu fassen (noch dazu am ipad getippt) ist denkbar schwer, deshalb lass ich die Präsentation für sich sprechen.

UPDATE: Jetzt lass ich sogar mich sprechen. Die KollegInnen der Re:Campaign haben einen Audiomittschnitt online gestellt.
1) Menschen etwas zu tun geben
2) Das Internet ist nicht nur Facebook und Twitter
3) Alte Medien sind nicht tot
4) Vergiss Big Data
5) Scheitern
6) Geschichten erzählen
7) Visualisieren


Online nutzen, offline Nutzen – Was wir von US-Kampagnen lernen können from Yussi Pick

Im Sinne von Eat Your Own Dogfood (always have a call to action): Viele der Beispiele finden sich auch im „Echo Prinzip“ wieder. Wer ans Erscheinungsdatum erinnert werden will, kann sich hier in meine Email Liste eintragen:

Erinnere mich!

Warum mein Buch „Das Echo-Prinzip“ heißen wird

Nach Monaten des Brainstormens und Überlegens habe ich einen Titel für mein Buch gefunden, der nicht trivial („Lernen von Obama“) und nicht zu kopfig („Share und herrsche“ ) ist. Zusammen mit dem Buch, das im Juni erscheinen wird, hab ich einen Blog gelauncht: www.echoprinzip.at. Dort werd ich regelmäßig Analysen, Kommentare etc. über politische Kommunikation online veröffentlichen. Wer an das Erscheinungsdatum des Buchs erinnert werden möchte, kann sich dort auch auf eine Email-Liste eintragen.

Warum „Das Echo-Prinzip“?

Das Kerngeschäft von (politischer) Kommunikation ist die Beeinflussung des öffentlichen Diskurses. Das ist bisher durch Arbeit mit traditionellen Medien und PR-Tools, wie Presseaussendungen, -konferenzen, Medienaktionen, Studien, etc. geschehen. Was in der Zeitung diskutiert wird, so das Medienverständnis bisher, ist Public Agenda. Was nicht in der Zeitung steht, passiert nicht.

Vor wenigen Jahren kam ein neuer Kanal dazu, der scheinbar alles veränderte: Das Internet (vor allem in der Ausprägung „Social Media“ plötzlich als revolutionär anerkannt). Doch Onlinekanäle verändern gar nicht so viel, so meine These: Es veröffentlicht nur jene politische Diskussion, die bisher nicht-öffentlich stattgefunden hat, und damit in den Köpfen politischer KommunikatorInnen nicht präsent war. Zusätzlich zu traditionellen Medien – und der Beeinflussung des Diskurses dort – müssen KommunikatorInnen sich jetzt auch online am Diskurs beteiligen. „Zusätzlich“ weil der Abgesang auf traditionelle Medien verfrüht ist, so meine zweite These. Vielmehr bilden traditionelle Medien und Onlinekanäle zwei Seiten einer Echokammer, die Botschaften verbreiten und verstärken.

Diese neue Seite folgt allerdings ganz anderen Regeln, als traditionelle Medien. Wer versucht alte PR-Taktiken auf die neuen Kanäle anzuwenden, wird scheitern. Es gelten neue Grundsätze, die „Das Echo-Prinzip“ anhand von Beispielen aus der europäischen und US-amerikanischen politischen Kommunikation, beschreibt.

Dieser Blog versucht das alte Medium Buch zu ergänzen und aktuelle Beispiele anhand der Grundsätze im Buch zu analysieren. Dabei geht’s mir – wie auch im Buch – nicht darum, zu erzählen, wer wie viele Fans auf Facebook hat, sondern was man mit ihnen machen könnte.

Wer an die Erscheinung erinnert werden will, kann hier seine/ihre E-mailadresse eintragen und bekommt pünktlich zum Erscheinungsdatum eine Erinnerung und eine Einladung zur Buchpräsentation:

Erinnere mich!

Hurra, ich schreibe ein Buch

In aller Kürze:

Wie heißt’s: das ist noch nicht ganz klar. Es gibt eine Short-List, die hoffentlich im Laufe der nächsten Monate immer shorter wird.

Worum geht’s: Wie Organisationen, Institutionen und andere (politische) KommunikatorInnen Online Kanäle nutzen könnten, damit sie offline eine Wirkung haben. Gespickt wird die Chose mit Beispielen aus den vergangenen Jahren europäischer Social Media Nutzung und dem vergangenen US-Wahlkampf.

Erscheinungstermin ist im Mai 2013 im Czernin Verlag.

 

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Ich bin dann mal weg – Warum ich (erst jetzt) austrete

Im Leben eines/r SozialdemokratIn kommt irgendwann der Moment, an dem eine Aktivität seiner/ihrer Partei an einer Zumutbarkeitsgrenze kratzt. In den meisten Fällen wird Sie dann nach Hadern und Zaudern noch ein Stückchen verschoben, diese persönliche Grenze. Das ist ein gefährliches Spiel. Denn wenn sie dann plötzlich wieder kratzen (und sie kratzen immer wieder), muss man sich fragen: Warum hab ich mich eigentlich nicht damals schon verabschiedet? War nicht vergangenes X viel schlimmer als aktuelles Y? Zwischendurch tritt man dann statt aus in  die Sektion 8 ein. Und dann kratzen sie wieder. Und man denkt sich: Aber wenn ich jetzt sag „da mach ich nicht mehr mit“, dann muss ich mir ja die Frage gefallen lassen warum ich bisher noch mitgemacht hab. Dann erinnern sich Menschen, dass man noch dabei ist. Und wenn man’s Maul halt, dann fragt auch niemand. Und irgendwann wird diese Liste ja wieder abgebaut.

Die Liste, an deren Spitze eine Fremdenrechtsnovelle steht. Und eine Rückgradlosigkeit in der Bildungspolitik. Und eine Visionslosigkeit in Europapolitik. Und eine Prinzipienlosigkeit in Sozialpolitik. Und die -losigkeit in der Personalpolitik. Und eine Respektlosigkeit vor ohnehin eher zahmen demokratischen Kontrollmechanismen. 

Aber irgendwann kommt dann der Moment, da kommt man drauf: Diese Liste, die wird nicht kürzer. Schlimmer noch: So furchtbar die Liste ist – Fremdenrechtsnovelle an der Spitze – sie ist, auch wenn man’s als Linker nicht gern hört, mit demokratischen Mehrheiten (und tendenziell auch mehrheitlicher Zustimmung in der Bevölkerung) zustandegekommen. Und kann genauso demokratisch wieder zurückgenommen werden. Aber jetzt drehen sie an den Regeln des demokratischen Spiels. Jetzt basteln sie an ihrem Machterhalt, der sie und ihre Politik einzementiert.

Denn was sind denn die Optionen nächstes Jahr? Faymann zu einem Ergebnis zu verhelfen, das ihn am Futtertrog belässt? (Und selbst ein unrealistisches Rot-grün würde das). Oder hoffen, dass die SPÖ bei der nächsten Wahl so verliert, dass sie sich in der Opposition regeneriert (weil’s nach 2000 schon so gut funktioniert hat?) Was soll in dieser Regeneration passieren? Das System Faymann ist zwar nach ihm benannt, aber größer als eine Person. Es sitzt nicht nur auf der Regierungsbank. Es ist tief verankert im Klub, in so manchen Geschwisterorganisationen, in der Löwelstraße. 

Die Versuche der Sektion 8 (in der ich seit ihrer Gründung Mitglied, aber nicht aktiv bin) die Partei von der Basis her zu demokratisieren, sind gut, wichtig und auch erfolgreich. Ich bewundere sie für ihre Energie. Aber ich kann nicht mehr. Denn für jede Sonja Ablinger gibt es (mindestens) zwei Otto Pendls. 

Und deshalb muss ich da jetzt durch und sagen: Ja, bis jetzt war ich dabei. Aber ich bin dann mal weg.