„Nicht über Betroffene sprechen, sondern Betroffene sprechen lassen“ ist das Fazit des 13. Grundsatz im Echoprinzip. „Storytelling“ heißt das als Buzzword. Oder Geschichten erzählen. Bei Obama sieht das dann so aus. Vor allem die ÖVP hat sich Obama scheint’s zum Vorbild genommen, etwa mit ihrer Mitmachkampagne Aufgehts oder mit dem (eher misglückten) Kurz Video. Das aktuellste aus der Reihe ist großteils sehr gut gelungen. Sie lassen tatsächlich ganz normale Menschen zu Wort kommen – und das noch dazu wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Man sieht keine steifen Menschen, die geschriebene Sätze aufsagen, sondern Menschen die vor der Kamera frei gesprochen haben und deren Sätze danach sorgfältig ausgewählt wurden.
Das Problem des ÖVP-Videos: Der Vizekanzler. Er ist die Stimmungs-Bruchstelle des Spots. Zu aufgesetzt, gut gelaunt und duzend, verlängert er den schon recht langen Spot um gut 30 Sekunden. Wesentlich geschickter hätte ich es gefunden, würde er – in der selben Struktur der anderen Geschichten – erst die Vision seines Österreichs erzählen und sich erst dann als Michael Spindelegger zu erkennen geben. Das würde ihn auf eine gleichberechtigte Stufe mit seiner Basis stellen und ihn als Wahlkampfhelfer in Chief inszenieren. Gleichzeitig würde das den Stil des Videos erklären, die Gesichter der Erzählenden erst am Ende zu zeigen. Ohne diesen Twist wirkt es eher so, als hätten die Menschen darum gebeten, anonym zu bleiben.
Diese Chance vergeben ist der Vizekanzler der einzige, der nicht redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, sondern einem offensichtlich sorgsam geschriebenen und mit rhetorischen Stilmittel versehenen Skript folgt. Damit wirkt er – dem DU zum trotz – wie ein Politiker, nicht wie ein Mensch.