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Wayne County, dem das großartige Wooster als Hauptstadt, Zentrum und Mitte dient, ist offensichtlich ein Swingcoutny. Ich sehe keinen anderen Grund, warum sonst ein ehemaliger Präsident gerade hier her, nach Wooster, ins Zentrum von garnichts in der Mitte der Kornfelder, in die Hauptstadt der Bauern, kommen sollte. Ist er aber. Am Dienstag hab ich zum ersten Mal das Gerücht gehört. Aber ja nicht weitererzählen, weißt eh, kann sich noch viel ändern, aber heute war Secret Service da, hat sich für mögliche Locations umgesehen. Am Donnerstag war es dann fix: Zwar wird die Veranstaltung nicht an unserem Campus abgehalten, aber: Bill Clinton kommt nach Wooster.

Eine Turnhalle des ATI dient als Veranstaltungsort. Es gibt nämlich neben dem College of Wooster noch eine zweite Uni: Das Agrartechnologische Institut, eine Dependence der Ohio State University, die in Columbus ist. Es sagt alles über Wooster, dass sie hier die Bauernuni hinstellen. Die BoKu soll ja auch nach Tulln verlegt werden. Richtig so!
Die Turnhalle sieht aus wie jede Turnhalle in jedem High School Film: Basketballkörbe, ein Scoreboard, das Logo der Schule ist überdimensional an die Wand gemalt. Die Sitzbänke haben sie rausgenommen. Stattdessen ist der Boden mit einer grauen Plane überdeckt und mit blauen Vorhängen wurde ein Backstagebereich geschaffen. Ein RednerInnenpult verschwindet vor überdimensionalen Stars and Stripes. Nicht wenige Menschen tragen geschmackvolle Kleidung, wie abgeblidetes Kleidungsstück. Meine Lieblingsvariante: Drei riesige weiße Sterne, blauer Hintergrund, rot weiße Querstreifen in der Bauchgegend, gestrickt aus Glitzerwolle.

Vier Lieder spielen in Endlosschleife, als Bill uns 50 Minuten warten lässt: Simply the Best, American Girl, Believer und ein viertes brennen sich in meine Gehörgänge. Gschaftige Freiwillige verteilen „Hilary for President“ Schilder. Ein Ehepaar vor mir diskutiert: Wenn er endlich versprechen würde, demokratisch zu wählen, könnten sie auch gleich Essen gehen.
Dann endlich kommt Bill. Eigentlich recht abrupt. Eine unmotivierte Anmoderation und schwupps stehen er, Ohio Governor Strickland und ein Senator/Raumfahrer/Held auf der Bühne. Die Rede kennt man als Politjunkie natürlich schon: „Hilary ist die beste Kandidatin, die dieses Land seit langem gesehen hat“, „Die Zeit soll vorbei sein, in der der Präsident seine Macht misbraucht“ und „Sie hat für mich 30 Jahre lang kampagnisiert, ich für sie 8. Ich habe also noch einiges gut zu machen.“ Eine Frau vor mir dreht sich ihrer Nachbarin zu und sagt mit schnarrender Stimme: Das ist nicht das einzige, was er gutzumachen hat.
Nach 25 Minuten ist die Chose vorbei. Interessant zu beobachten ist die Auswirkung der Kampagnen auf mich: Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben ein klassischer unentschlossener Wähler (mit dem kleinen Unterschied, dass ich nicht wählen kann). In diesem Zustand merke ich, wie Kampagnen funktionieren: In den letzten Tagen war ich, durch meine Recherchen und Bill ständig Hilary Argumentation ausgesetzt und beginne langsam, aber sicher an meiner Obama Affinität zu zweifeln. Sobald dann wieder längere Zeit die Obama Kanone auf mich einprasselt, sieht die Sache wieder anders aus.

Was von alldem bleibt ist ein mäßigverwendbares Bild von Bill und ein „Hilary for President“ Schild.

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