Honestly, Who does that? Meetup Pubcrawls

AmerikanerInnen sind ja vor allem zwei Dinge: Sie sind Sozialjunkies und sie sind furchtbar oberflächlich. Zweiteres ist ein evolutionsgewachsener Abwehrmechanismus: Wer so oft umzieht, will keine Beziehungen von denen es schwer ist, sich zu lösen. Irgendwann ist das dann so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man selbst wenn man seit 9 Jahren in der Stadt ist und nicht vorhat, jemals wieder weg zu gehen, oberflächlich bleibt. Diese Oberflächlichkeit ist überdies keine, wie wir EuropäerInnen sie kennen: Es ist eine sehr persönliche Oberflächlichkeit. Amis erzählen dir dann schon mal ihre ganze Lebensgeschichte, mit allen Hochs und Tiefs. Bevor du aber überhaupt noch anfangen kannst darüber nachzudenken, mit welcher deiner leidvollen Lebensgeschichten du ihnen diese Herzensöffnung vergelten kannst, haben sie sich schon umgedreht und reden mit der nächsten Person.

Auf Grund dieser beiden Eigenschaften funktionieren soziale Netzwerke wie Meetup nicht nur, sie boomen (seit Jahren). Meetup ist eine Plattform, in der sich Menschen mit den gleichen Interessen zusammenfinden und diesem gemeinsam  nachgehen. Das macht ja auch Sinn. Bei Wandern. Oder bei Poker. Oder Kayak. Oder Flozirkustraining. Aber beim Hobby „In eine Bar gehen“ ? Auch da. Fremde Menschen treffen sich, um um die Häuser zu ziehen. Das heißt dann Pubcrawl. Wenn ein Hostel das für Gäste der Stadt organisiert, ist das ja was durchaus übliches und sinnvolles. Aber wenn Menschen mit anderen Menschen, die sie nicht kennen, in Bars gehen, dann ist eine Frage legitimer denn je: HAST DU KEINE FREUNDiNNEN?!

Es ist wie ein Volkstanz, dieses Pubcrawl-ding. Zuerst wird man weitergereicht. Das geschieht sehr subtil mit einem einfachen: Z: „This is my friend Yussi“ A: „Hi, I’m A“ Y: „Nice to meet you, I’m Yussi“ (Z ist über alle Berge).

Der nächste Schritt ist der Reigen, wobei immer wichtig ist, unterzubringen, dass man aus einem anderen Land ist. Damit hat man 3 Gesprächsminuten gewonnen („Austria. Wow, interessting“ „Have you ever been…“ „Yes, gorgeous. Salzburg. Sound of Music. Loved it“/“No, never, but I’d love to go“ „You should. Although Salzburg sucks. It’s like the Disneyland of Austria. You should go to Vienna instead“ „Ok, wow, interesting, what language do you speak in Austria?“

Dann kommt es sehr auf den/die PartnerIn an: Legt er/sie dir eine Rutsche zu seiner/ihrer Lebensgeschichte oder musst du die selbt finden. Es folgt ein Wechselschritt, dann geht es um ihn/sie. In selten Fällen gibt es noch einen Wechselschritt und eine weitere Rechtsdrehung. (Etwa: Y: „Oh, Lehrerin? Ich auch!“ Oder: A: „Wooster? Ich bin aus Ohio!“).

Dann, A: „Hey B, this is my friend Yussi“ B: „Nice to meet you, I’m B“ Y: „Hi, I’m Yussi“ (B ab)

Am gestrigen Freitag wurde ich von einem Bekannten (er würde sagen: Friend) zu so einem Pubcrawl eingeladen. Er ist Couchsurfer und nimmt zu den Crawls immer auch eine Runde  CouchsurferInnen mit. Diese – weil nicht AmerikanerInnen – teilen meine interessierte Fassungslosigkeit. Und so saßen wir dann da und machten uns über die Menschen lustig die Fremde in Bars treffen. Und am Ende des Abends gingen alle schlafen auf ihre Couchen in Wohnungen fremder Menschen und schüttelten noch bis in die  Nacht hinein belustigt ihren Kopf über diese Meetup Pubcrawls.

3 Kommentare zu “Honestly, Who does that? Meetup Pubcrawls

  1. Marliese

    Wusste gar nicht, dass du so gut tanzen kannst.

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  2. B

    also zur korrektur. Salzburg sucked gar nicht, wenn man ein Freilichtmuseeum will.
    Salzburg würd aber ganz gewaltig sucken, wenn man sich disneyland erwartet.

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  3. Clemens

    Also abgesehen vom Faktum, dass ich zu keiner Zeit in meinem Leben mehr als maximal 2 neue Personen pro Tag kennen zu lernen gedenke, fühlt man sich da nicht abgewiesen, wenn sich nach 2 Minuten persönlichsten Gesprächs der Konversationspartner wegdreht und sagt: „UUI, der/die da hinten kennt meinen Leidensweg noch nicht!“? Mich würde das ja emotional schwer treffen…

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