Jeffersons Erben: Eine Buchempfehlung

Moorstedt, Tobias: Jeffersons Erben. Wie die digitalen Medien die Politik verändern. Surkamp, 2008.

Ich hab lange Zeit nach einem guten Buch zum Thema Soziale Medien/Web 2.0 und Politik/Kampagnen gesucht. Jeffersons Erben erfüllt zwar auch nicht alle meine Vorstellungen, aber es ist das bisher beste, das ich aus diesem Feld gelesen habe. Zwar hat man, auf der letzten Seite angekommen, nicht das Gefühl, viel weltbewegend Neues erfahren zu haben, aber einige Gedankenanstöße waren schon dabei. Außerdem ist Moorstedt ein Journalist der alten Medien…oder besser: NICHT der neuen Medien. Deshalb überhöht er die Wirkung und das revolutionäre Potential nicht, ist nicht überbegeistert und schreibt keine Sätze, wie: „Blogs lese ich nicht mehr, ich lese nur noch Twitter“ Die meisten Menschen, die über Web 2.0 schreiben, würden solche Sätze schreiben.

Jeffersons Erben ist eine Reportage mehr als ein Sachbuch. Moorstedt ist während der Primaries durch die Lande gereist und hat sich mit unterschiedlichen Menschen, die mit dem Gebiet zu tun haben, getroffen. Dabei berichtet er nicht nur über die Web 2.0 Hotshots von Blue State Digital und Moveon.org, sondern auch von den tatsächlichen Grasroots, DemokratInnen aus Texas, die dank Internet sich zum ersten Mal organisiert haben. So blickt man auch hinter die Kulissen der Wurzeln und Basisorganisation einer bundesweiten Kampagne.

Die ersten drei Kapitel beschäftigen sich mit den Vorwahlen und wie Parteien das Internet nutzen. Kapitel vier (Die dritte Partei) stellt moveon.org und andere vor, die NGO/Gewerkschaften des Internets, die durch ihre riesigen E-Mail Datenbanken eine Playerin in Mobilisierungskampagnen wurden. Die letzten beiden Kapitel beschäftigen sich mit Blogs und BürgerInnenjournalismus, um schließlich noch auf wenigen Seiten das Konzept e-democracy vorzustellen. Auf ihnen erfährt man zwar am meisten Neues, sie fallen aber – gerade deswegen – aus der Reihe. Das Konzept (etwa: BürgerInnen schreiben wikipedialike an Gesetzestexten mit, etc.) ist zwar interessant, passt aber nicht zum restlichen kampagnenorientierten Schwerpunkt des Buches.

Fazit: Ein exzellenter Überblick über Stand von digitalen Kampagnen 2008, deren PlayerInnen und Möglichkeiten. (Für einen edition surkamp Text erstaunlich) Flüssig zu lesen. Manko: Es erzählt nicht viel Neues und hat, um ein Nachschlagewerk zu sein kein Glossar.

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