Ich halte ja nicht besonders viel von Prophezeiungen über die Zukunft des Webs. Wie Ingrid Brodnig erst vor wenigen Tagen festgestellt hat: Ginge es nach JournalistInnen wäre Facebook seit ca. 2009 dem Untergang geweiht. Aber gestern, bei einer Diskussion der Veranstaltungsreihe 2020 zum Thema Digitales Vertrauen hab ich mich zu was hinreissen lassen, was mir eh schon länger durch den Kopf schwirrt. Und weil’s mir recht schön gefällt, will ich dass ich der erste sein, der’s geschrieben hat: Die nächste Iteration des Web ist ein Digitales Biedermeier. Menschen ziehen sich immer mehr aus dem öffentlichen digitalen Raum zurück. Eine Person im Publikum hat mich viel schöner zusammengefasst, als es tatsächlich aus meinem Mund gekommen ist:
Whatsapp ist ein Produkt des digitalen Biedermeiers: Kleine, geschlossene Online-Gruppen werden bevorzugt @Yussipick #future2020
— Evelin Horváth (@linitweeting) November 28, 2013
Nicht, dass uns das weniger verwundbar in Sachen Überwachung und Datenkrake machen würde, aber was Jugendlichen in den letzten 3-5 Jahren eingehämmert wurde, war: Mach dich nicht öffentlich und das haben sie sich gemerkt. Seit Google+ Kreise eingeführt hat, setzt auch Facebook verstärkt auf Listen, die Zuckerberg zuvor noch als unnötig abgetan hat. Das SMS Service Whatsapp ist noch kleinteiliger: Dort wird überhaupt nur mit einer hand voll FreundInnen gleichzeitig geschrieben. Sie ziehen sich zurück und sind sich ihrer Öffentlichkeit bewusster, als wir Erwachsene glauben. Sollten Jugendliche Trendsetter im Web sein (und eigentlich sind sie das selten hustNetloghust), dann ist das neue Zeitalter in das wir uns bewegen dominiert von in Privaträumen zurückgezogener Kommunikation. Das würde ich Digitalen Biedermeier nennen.
You heard it here first.