10 Thesen für eine bessere Uni – These 5: Mehr Texte in Seminaren

Mein Studium ist zu Ende. Nachdem ich mir nicht zu blöd war mit Emails diverse Personen zu nerven, durfte ich mir gestern mein Zeugnis holen und mich daher schon ab gestern und nicht erst ab in 4 Wochen offiziell Magister nennen. Die folgende These wird unter Umständen von Menschen unterschiedlicher Studienrichtungen unterschiedlich bewertet. Aus germanistischer und historischer(*hust*lehramtlicher*hust*) Sicht lautet sie wie folgt:

These 5: Mehr Texte in Seminaren

Eine Problematik, mit der sich die Unis in Österreich seit neuestem beschäftigen, ist die Frage, wie „Forschungsgeleitete Lehre“ funktionieren kann. Die einfache Antwort: Gebt uns aktuelle Artikel und Bücher/Kapitel zu lesen! Eine Studienkollegin von mir muss für ihre Diplomprüfung in einer Sprachwissenschaft einen Artikel lesen, in dem sinngemäß steht: „Bald werden silberne Scheiben, von denen der Computer mit Laser Daten ablesen kann, die Verwendung von Wörterbüchern revolutionieren.“ Es wäre schön, könnte diese Geschichte als Ausnahme vom Tisch gewischt werden. Die gute Nachricht ist: Diese Lehrperson arbeitet zumindest mit Artikeln/Kapitel. Das ist nicht immer der Fall. Oft gibt es nicht einmal Literaturlisten in Seminaren (geschweige denn aktuelle), viele Studierende können keine fünf akademischen Journale ihrer Disziplin aufzählen, weiß selten was der/die ProfessorIn eigentlich forscht und wissen nicht über aktuelle Publikationen Bescheid. Das ist nicht ihre Schuld. Es ist die Schuld der Referatskultur (siehe These 1). Wäre es nicht viel sinnvoller, anstatt sinnloser wöchentlicher Referate zur Vorbereitung des Themas jede Woche ein bis zwei Texte zu lesen zu geben? Bisher wurden Referate – angeblich um den Teilaspekt eines Themas zu beleuchten – gehalten und danach (irgendetwas) diskutiert. Die DiskutantInnen (also alle nicht referatshaltenden Studierenden, die die Scheu vor dem in der LV den Mundaufmachen überwunden haben) hatten dabei zwei Ressourcen für ihre Argumente: Das Referat, dessen durchschnittliche Qualität im Laufe dieser Thesen bereits mehrfach angezweifelt wurde, und ihr Vorwissen – beides keine besonders stichhaltigen Quellen. Würde man Studierenden statt Referate Texte vorlegen, wäre die Diskussion im Seminar qualitätvoller und die Summe aller Teilaspekte nachhaltiger vermittelt, als durch schlecht gehaltene Referate.

2 Kommentare zu “10 Thesen für eine bessere Uni – These 5: Mehr Texte in Seminaren

  1. Andi Novak

    Sehe ich ganz genauso. Allerdings sollten die Seminareinheiten dann bestenfalls nicht wöchentlich sondern zweiwöchentlich abgehalten werden, damit bei einer großen Zahl anderer Seminare auch genug Zeit zum Lesen und Bearbeiten bleibt.

    Sinnvoll find ich vor allem, wenn der/die Leiter/in ein paar Fragen zu den Texten stellt und die schriftliche Beantwortung dieser einen Teil der Note darstellt (mit dem auch eventuell schlechter ausfallende Prüfungsergebnisse ausgebessert werden können).

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  2. Eva

    das wär auch was für these 6: wie viele seminare verträgt ein semester überhaupt?
    auf der kunstgeschichte habe ich sehr gute erfahrungen mit einem einzigen (mehr oder weniger verpflichtenden) pro semester gemacht. den rest konnte ich mir aussuche (vo, ue oder sonst was). auf der wu habe ich nie so viel zeit, energie und herzblut in seminare investiert wie auf der kunstgeschichte.

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