Ich twittere, daher bin ich

Bis zur Österreichischen Nationalratswahl am 29. September “beobachte” ich wöchentlich “das Netz,” für die ZEIT, wie sie in der Bildunterschrift zur ersten Kolumne so schön schreibt. Diese zweite Kolumne erschien am 29.8.2012.

In The Filter Bubble beschreibt der Aktivist und Autor Eli Pariser, wie Onlineplattformen ihre User bevormunden, indem sie Inhalte nach vermeintlicher Relevanz sortieren . Das ist eigentlich nichts Neues, schon seit je ist politischer Diskurs von Wahrnehmungsblasen geprägt. „Was nicht in der Zeitung steht, ist nicht passiert“, so könnte man zugespitzt das traditionelle Verständnis von öffentlicher Meinung zusammenfassen. Wenn der Chef über sich in der Zeitung liest, dann hat sein Pressesprecher alles richtig gemacht.

Doch langsam beginnen weitsichtige Mitarbeiter in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit (und später vielleicht auch einmal ihre Chefs) ein moderneres Bild der öffentlichen Meinung zu entwickeln. Darin wird neben traditionellen Medien auch Twitter als Wahrnehmungsblase anerkannt. Dann könnte es bald heißen: „Was nicht auf Twitter steht, ist nicht passiert.“

Der Kurznachrichtendienst wird – und das ist ein österreichisches Spezifikum – fast ausschließlich von Journalisten, Pressereferenten von Politikern und Parteien sowie politischen Meinungsbildnern bevölkert. Während sich in Deutschland die Top Ten der Twitter-Hitliste wie das Seitenblickemagazin liest, gehören in Österreich die Accounts mit den meisten Followern den Armin Wolfs und Florian Klenks . Dort findet neben politischem Diskurs auch Beziehungspflege und öffentliche redaktionelle Planung statt, was dazu führt, dass Twitter unerlässlich in der modernen Pressearbeit geworden ist.

Twitter ist dafür verantwortlich, dass in diesen Vorwahlzeiten Neos und die Piraten im Fernsehen auftauchen. Sie haben es verstanden, dass diese Kanäle ein Ballungszentrum der journalistischen Meinungsführer sind. War es früher schwer bis unmöglich für Kleinparteien, die Aufmerksamkeitsschwelle der Türhüter der veröffentlichten Meinung zu überwinden, ermöglicht es heute Twitter, sich täglich in Erinnerung zu rufen. Vor allem Twitter-User @Vilinthril , der unter seinem bürgerlichen Namen Lukas Daniel Klausner weithin unbekannt ist, fungiert als virtueller Pressesprecher der Piraten. Jedes Mal, wenn ein Journalist auf Twitter darüber spricht, dass sein Medium eine Interview-/Porträt-/Diskussions-Reihe mit den Spitzenkandidaten der Parteien plane, ist er der Erste, der sich virtuell meldet und „Hier, hier. Bitte Piraten nicht vergessen!“ ruft. Das hat bereits zu mindestens drei Fernsehauftritten und zahlreichen Interviews geführt. Wenn es jetzt die Piraten auch schaffen würden, ihre Kandidaten auf Diskussionen ebenso gut vorzubereiten, wie sie diese in Debatten hineinzulobbyieren verstehen, dann wären sie vielleicht knapper an der Vierprozenthürde.

Was wir von US-Kampagnen lernen können

IMG_8732 - Arbeitskopie 4Die Re:campaign ist die Schwester-Konferenz der re-publica, auf der ich gestern einen Vortrag halten durfte, der versucht hat die Keynote von Obama’s Digital Organizing Director Betsy Hoover zu vertiefen und Learnings aus US Kampagnen für Europa zu übersetzen.
Die sieben Punkte und 45 Minuten in einen Blogpost zu fassen (noch dazu am ipad getippt) ist denkbar schwer, deshalb lass ich die Präsentation für sich sprechen.

UPDATE: Jetzt lass ich sogar mich sprechen. Die KollegInnen der Re:Campaign haben einen Audiomittschnitt online gestellt.
1) Menschen etwas zu tun geben
2) Das Internet ist nicht nur Facebook und Twitter
3) Alte Medien sind nicht tot
4) Vergiss Big Data
5) Scheitern
6) Geschichten erzählen
7) Visualisieren


Online nutzen, offline Nutzen – Was wir von US-Kampagnen lernen können from Yussi Pick

Im Sinne von Eat Your Own Dogfood (always have a call to action): Viele der Beispiele finden sich auch im „Echo Prinzip“ wieder. Wer ans Erscheinungsdatum erinnert werden will, kann sich hier in meine Email Liste eintragen:

Erinnere mich!