In West Philadelphia born and raised….

(Will Smith: The Prince of Bel-Air)

Gestern bin ich nach Philadelphia aufgebrochen. Mit dem Chinatownbus. Die Legende lebt. ist aber garnicht mal so aufregend. Ein Bus halt. Mit überdurchschnittlich vielen ChinesInnen und einem Fahrer, der unter Umständen in einem anderen Bus nicht zum fahren qualifiziert wäre. Macht aber nix. Bin ja gut hin und zurück gekommen.

Philly ist für Touris recht einfach: Es gibt ein grünes L, auf dem alles wichtige steht. Wichtig im Sinne von: Das Haus, wo die Verfassung und die Unabhängigkeitserklärung geschrieben worden ist (und sich ein Drittel von Maniac Mansion 2 abspielt), die Liberty Bell und alle anderen kleinen herzigen Häuser, wo Ben Franklin gewohnt hat usw. Zusammenfassend kann man sagen: Haus der Geschichte, schaß dagegen. Die haben gleich eine ganze Stadt der Geschichte draus gemacht. Historisches Disneyland. Mit Menschen in lustigen Kostümen, die in der Gegend rumsitzen und GeschichtenerzählerInnen (Once upon a Nation – siehe Bildimpressionen 1).
In Independence Hall gibts eine Führung, die nicht besonders aufregend ist. Das einzig lustige sind die vielen stolzen Amis (Gefühlsmäßig war die Dichte an Stars and Stripes auf Gewändern an diesem Ort höher, als an anderen Plätzen).
Die Liberty Bell durfte ich leider nicht lecken. Aber gesehen hab ich sie. Wusste nicht, dass das so ein Symbol ist. Vielleicht ist es auch garkein Symbol, aber dieses Museum versucht definitiv, eines daraus zu machen. Interessant ist übrigens, wie sehr sich die Amis den Fall der Berliner Mauer einnahn. Überall, wenns um Freiheit geht, sieht man auch diese Bilder.
Das Highlight in Philly ist (abgesehen von Cheese Steaks – dazu später) das National Constitution Center. Eines muss man den Amis lassen: Museen machen haben sie drauf. Das Center ist erst 2003 eröffnet worden und damit wirklich modern. Erstmal gibts eine Show, die auch die weniger überzeugteren zu PatriotInnen macht (unnötig zu sagen, dass das bei mir nicht mehr notwendig war…ich muss gestehen, als der Schauspieler sich blitzartig umgedreht hat, auf einen Zuseher gezeigt hat und gesagt hat: You, Sir. You are „We, the people“, hab ich ein bisschen weinen müssen.). Also nach dieser atemraubenden 25 Minuten Show darf man ins Museum, wo die Geschichte der Verfassung aufgearbeitet wird. Dabei ist das Museum garnicht so unkritisch, wie man glauben könnte. Es ist sogar sehr reflektiert und dialektisch. Am Ende z.B. gibt es eine Sektion, in der die Argumente der nächsten wichtigen (= verfassungsändernden) Entscheidungen des Supreme Court behandelt werden (etwa: soll D.C. SenatorInnen bekommen) sher detailiert und schlüssig abgewogen werden. Aber auch mittendrin gibts immer wieder ein Video von zwei SchauspielerInnen, die Diskussionen der Zeit nachspielen (SklavInnen, Frauenwahlrecht,…) Dazwischen gibts immer wieder Touchscreens, wo man etwa herausfinden kann, ob man in dieser Zeit wahlberechtigt war, gute Kurzfilme vom History Channel produziert und wirklich viele ander gute hands-on Sachen. Wer also in die Nähe von Philly kommt: Das NCC zahlt sich wirklich aus.

Zu den Cheese Steaks. Das ist die berühmte Speise der PhillyanerInnen: Ein Hotdoglaberl mit einem Käse (am besten: Whiz), gehexeltes Rindfleisch, wahlweise mit Zwiebeln und/oder Peppers. So sieht das Ding aus – normalerweise ist es besser gefüllt. Es ist, wie ihr euch vorstellen könnt, großartig. Schön ist vor allem, dass die Menschen, die hinter der Budl stehen so unfreundlich sind, dass man sich wie zuhause fühlt.

Und bevor ihr das eh nicht mehr lest, mach ich jetzt Schluss.