It’s so nice, you have to say it twice

New York, New York. Eigentlich ist es ja keine gute Stadt, um nach einer 12stündigen Reise und zwei Nachziehkoffern im Gepäck, also mit einem Radstand von 2,5 Metern und einem dementsprechenden Kurvenradius, anzukommen. Die Straßen sind voll, alle sind gestresst und es ist schwül wie es nur in New York schwül sein kann. Und mitten drin versuche ich von JFK nach New Jersey zu kommen. Das ist 2mal umsteigen und 2 Blocks – oder 30 Minuten – Fußweg. Das angenehme ist, dass die New Yorker volle Straßen und dumme Touris gewöhnt sind: Von den 15 Menschen, denen ich mit meinen Köffern über Fuß oder Ferse gefahren bin, haben überhaupt nur zwei reagiert und beide haben meine Entschuldigung nicht mehr gehört, weil sie schon 5 Meter weiter waren.

In der übrigen Zeit – der ca. 2 stündigen U-Bahnfahrt von JFK nach Manhattan – sieht man, was man immer sieht: Schlafende Menschen. Ich musste 5mal New York besuchen, um zu bemerken, dass das eine amerikanische Eigenart ist. Menschen schlafen in der U-Bahn. Zu jeder Tages und Nacht Zeit. In den beeindruckendsten Positionen. Kaum jemand traut sich nämlich, die Wange an eine Fensterscheibe oder Stange zu legen. Daher wird meist kopfüber geschlafen. Besonders erfahrene SchläferInnen haben ihr Genick und Wirbelsäule schon soweit trainiert, dass sie mit der Stirn fast die Knie berühren. Andere schlafen im Stehen, angelehnt an eine Wand, aber auch nur von einer Hand an der Stange stabilisiert. Nicht nur ihre Positionen sind bemerkenswert,  auch ihre biologische Uhr. Regelmäßig wachen die Schlafenden in der Station auf, in der sie raus wollen. Wer meint, es läge an der Ansage, irrt: Die Schlafenden stehen meist so auf, dass sie es gerade noch aus der U-Bahn schaffen, bevor die Türen schließen.

Ich bin vor allem darüber fasziniert, dass mir das noch nie als in Wien unüblich aufgefallen ist. Aber wer täglich 3 Stunden seiner Wachzeit (oder besser: nicht im Bett Zeit) in U-Bahnen verbringt, dem sei dieser Schlaf auch gegönnt. Mir hingegen gönnt der Jetlag nur 7 Stunden: Wie erwartet war ich ab 5 Uhr Früh wach.

Auf der Strecke

Nachdem ich schon in der Luft und auf dem motorisierten Landweg nach New York gekommen bin, war die letzte logische Konsequenz, mit dem Zug zu fahren. Zug und USA gehen ja im Allgemeinen nicht so gut zusammen. Das Problem ist, wie der Beitrag zeigen wird, ein klassisches Henne-Ei Problem. Nachdem niemand mit dem Zug fährt, gibt es täglich nur einen Zug von New York. Und der kommt eigentlich von Chicago. Nachdem er in Chicago zu einer vernünftigen Zeit losfährt und in NY zu einer vernünftigen Zeit ankommt, ist er in Cleveland um 6 Uhr früh. Er braucht außerdem 4 Stunden länger, als die durchschnittliche Autoreise. Das liegt daran, dass er, sobald ein Wohnhaus nur in Riechweite der Strecke liegt, mit 20 km/h durchschleicht. Gut für die AnrainerInnen, schlecht für die Reisenden. Nachdem nur ein Zug täglich und zu einer unheiligen Zeit von Cleveland nach NY gehrt, fährt niemand mit dem Zug. Dementsprechend ist auch die Station in Cleveland eher klein. Neben rund 40 Warteplätzen stehen ein Getränkeautomat und ein Snackautomat, der außer Betrieb ist. Dafür werden Taschen eingecheckt. Bis zu drei Stück darf man abgeben und muss sich nicht weiter darum kümmern. Dabei wäre in den Wagons genug Platz. Die Großraumwagen haben eine große Gepäckablage. Die Sitze sind breiter als in unserer ersten Klasse und sind extra weit auseinander, dass sie sogar zum Schlafen bequem zurückgelehnt werden können, wohne den Hintermenschen zu stören.
Über jedem Sitz zeigt ein Schild, wann die Person aussteigt, damit sie zur Not vom Schaffner aufgeweckt werden kann. Der weiß nämlich genau, wie viele Leute pro Station aus und einsteigen. Außerdem entspricht er dem, was ich mir als Kind unter einem Zugbegleiter vorgestellt habe: Eine Person, die den Zug begleitet. Regelmäßig geht er durch und sagt, wie lange wir noch zur nächsten Station fahren (die Schilder über den sitzen helfen ihm dabei, die betroffenen Passagiere anzusprechen).
Die Kommunikation mit der Bodencrew (es ist anzunehmen, dass die Wartung der Schinen ausgelagert ist) funktioniert allerdings nicht so gut: Kurz vor Syracuse kommt der Zug zum stehen. Der freundliche Schaffner geht durch und erklärt, dass Bauarbeiten auf der Strecke dazu führen, dass sie unerwarteterweise eingleisig geführt ist. Wir müssen also auf einen Güterzug warten. Ab Albany sollten wir aber wieder on schuelde sein. „Die haben seit 20 Jahren nicht nach 11 Uhr gearbeitet“ fügt er leise hinzu.

Gegen drei Nachmittag zieht sich die Fahrt schon ein wenig. Das Hudson Tal ist zwar spektakulär, vor allem bei Sonnenuntergang, aber 12 Stunden ohne Frischluft ist doch eher dröge. Ein überteuertes HotDog zum späten Mittagessen, eine heulende Sitznachbarin im Nacken später und gute 40 Minuten Verspätet erreiche ich New York. Das Gepäck lasse ich eingecheckt, das kann man nämlcih 48 Stunden lang machen. Ob es eine gute Idee war, ergo heute noch da ist, werde ich bald herausfinden.
Fazit: Amtrack fahren macht Spaß und ist bequem und in einem ÖBN Zug hätte ich es 12 Stunden lang wahrscheinlich noch weniger ausgehalten. Aber ein halber Tag Zugfahren ist einfach doch ein bisschen zu viel des Guten.

to engage the mutual understanding Part 4

Heute: Das Kinogehen.
Es ist ja so, dass es nicht wie bei uns in jedem Kino alles spielt. Erster Schritt ist also nach der Filmwahl die Suche nach dem Kino, in dem es den Film spielt. Dann weiß man aber noch lange nicht wann. Zumindest nicht, wenn man sich TimeOut (TONY, wie ich gelernt habe) gekauft hat. Da steht das nämlich nicht. Dann ruft man also im Kino an. Die sagen einem dann eine Zahl, wie: 7:20. Tatsächlich spielt es den Film dann um 7:20. Warum genau um 20 Minuten nach 7 (die zweite Vorstellung war dann übrigens um 9:35), habe ich nicht herausfinden können. Diese Phänomen ist neben dem Mysterium, was an Baseball spannend ist in Moment meine zweite große Mission. Dann kommt man also zum Kino und kauft sich eine Karte (wenn man Glück hat ohne Schlange) und dann stellt man sich in eine ellenslange Schlange, die vom Kinoeingang am Gehsteig bis zur nächsten Kreuzung reicht und wartet auf den Einlass. Die Karten sind nicht nummeriert. Im Kinosaal ist dann also ein lustiges Feilschen um Plätze nebeneinander, reservieren, aufs Klo gehen, etwas zu trinken kaufen (letzte beiden unmöglich, wenn man alleine ist, sonst ist der Platz futsch)…
Und dann sieht man sich z.B. einen französischen Film mit englischen Untertiteln an. Empfehlenswert ist: Blame it on Fidel. Die Eltern einer Achtjährigen geben ihr bürgerliches Leben auf und werden Revolutionäre. Warum sie das tun argumentiert der Film nicht besonders gut, aber es ist entzückend erzählt, wie sich das Leben von Anna ändert, jeden Abend bärtige, rauchende Männer in ihrem Wohzimmer sitzen, Venceremos singen und sich über den Sieg Allendes freuen. Das Mädchen bleibt übrigens in den gesamten 90 Minunten die erwachsenste Person im Film.
Man könnte sich auch ansehen: No end in sight. Yet another Irak Doku. Diesmal aber aus Perspektive des Nachdemkriegwiederaufbaus. Ich hatte mir vor der Doku noch nie darüber Gedanken gemacht, wie man ein Land handelt, nachdem man es niedergebomt hat. Insofern spannend.

Ps: Morgen, 7 a.m. Abflug von Newark nach San Francisco

Jetlag

Der ist ja wirklich ein komischer Kautz, dieser Jetlag. Oder mein Körper. Na jedenfalls bin ich gestern 21 Uhr Ortszeit (3 Uhr MEZ) in NYC angekommen. 17 Stunden Reise und zu dem Zeitpunkt 20 Stunden Wachzeit inklusive. Ich habe einen 23kg Koffer, einen 20 kg Rucksack und mein Handgepäck ist mit drei Reiseführern und zwei Büchern auch nciht gerade die leichte Kost. Lonelyplanet USA alleine hat wahrscheinlich 3 kg. Dieses Zeug schleppe ich, mich inklusive, einenhalb Stunden durch NYC zu Beas Bruder, der mir freundlicherweise meinen Koffer unterstellt, solange ich auf Reisen bin. Es hat zwar nur 23 Grad aber ca. 100% Luftfeuchtigkeit. Und in den U-Bahn Stationen 110, weil irgendwo muss ja die warme Luft, die mitels Klimaanlage aus den Zügen gepumpt wird, hin. Die geschätzten LeserInnen die meine Körperfunktionen ein bisschen kennen, ahnen schon: Schwitzen ist garkein Ausdruck für das, was ich gemacht habe. Jedenfalls schleppe ich mich zu James, wo ich um 24 Uhr Ortszeit (6 Uhr früh, 23 Stunden Wachzeit) ankomme und er mich freundlich empfängt. Da es zu meinem Hostel nochmal ca. 1 1/2 Stunden wären, lässt er mich auf seiner Couch schlafen. Keine fünf Stunden später wache ich auf und kann nicht mehr einschlafen. Dummer Körper.

The End

Zugegeben. Der Titel ist von My Chemical Romance geklaut. Macht aber nix. Ich sitze auf meinem Sofa in Wien. In ziemlich genau 48 Stunden landet meine Maschine in JFK und das Abenteuer beginnt. Es ist trotzdem zu weit weg, um aufgeregt zu sein. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich mit Clemens Nachrichten gechattet hab, während er gerade auf den Flieger Richtung New York gewartet hat (Streik in London, ca. 1000 Stunden Verspätung) Plötzlich zwei Jahre später bin ich der, der weggeht. Und wie. Nach Wooster, Ohio. Vielleicht bin ich nicht so aufgeregt, weil ich davor noch drei großartige Urlaubswochen habe. Nach Wooster geht’s ja erst am 18. August. Meine Reiseroute sieht nämlich noch wie folgt aus:
29.7.-6.8.: New York (Mit einer Nacht in Philly – ich hoffe ich schaffs, die Liberty Bell abzulecken)
6.8.-12.8. in San Francisco (9 Stunden Zeitverschiebung…)
12.-16.8. Teaching Assistent Vorberetiungsseminar in Stanford (ich hoffe ich finde Steve Jobs Haus)
17.-18.8. noch eine Nacht in NYC und dann gehts ab nach Wooster, OH. In dieser Zeit befliege ich übrigens jeden Flughafen, den NYC zur Verfügung hat – inklusive Newark, New Jersey.

Aber noch sitze ich ja auf meinem Sofa, auf dem ich schon die letzten 5 Jahre gesessen bin.

Mit einem neuen Posting ist übrigens – wie ihr euch vorstellen könnt – nicht vor 19.8 zu rechnen.