Sicherheitskontrollen am Flughafen sind ja nicht besonders visionär. Anstatt sich zu überlegen, wie man kommende Attacken verhindern könnte, werden nach Anschlägen neue Sicherheitsvorkehrungen implementiert, die den letzten Anschlag verhindern hätten können. Seitdem jemand eine Bombe im Schuh hatte, müssen alle die Schuhe ausziehen. Seitdem jemand sich an flüssigem Sprengstoff probiert hat, gibt es eine ganz neue Industrie, die Toilettartikel im praktischen 100 oz. Format verkauft.
Die Konsequenz aus dem Sprengversuch der letzten Tage wäre ja eigentlich, die Knöchel sämtlicher Passagiere zu entfernen. Da das nicht geht, haben sie sich das nächstbeste ausgedacht: Beim Anflug auf eine amerikanische Stadt, müssen die Schöße der Passagiere frei sein. Keine Decken, keine Pölster, keine Babys. Wahrscheinlich waren auch die Klos zugesperrt, damit Terroristen nicht den perfide „verrückter Mann sperrt sich im Klo ein“ Angriff vollziehen können.
Zusätzlich piepst der Detektor bei jeder Person – zumindest in Wien, was vielleicht verhindern soll, dass gelangweilte Wiener Terrorverhinderungsbeamte ihren Job auch wirklich machen. In Paris braucht’s nicht piepsen, weil jede Person sich einer (in meinem Fall) dritten Durchsuchung unterziehen muss. Die Passagiere werden dabei so aufgestaut, dass man sich gleich nach der regulären Security in eine Schlange stellen muss, die einen gefühlten (und in CDG wahrscheinlich tatsächlichen) Kilometer weiter in einer weiteren Durchsuchung endet.
Unfreundlich werden Taschen aufgemacht und inspiziert und Personen abgeklopft, ihre Schuhe mit einem Spezialdetektor von Bomben bereinigt. Blöderweise hat mich niemand über diese zweite Phase informiert und so spazierte ich nach erfolgreicher (dritter, an diesem Tag) Inspektion meines Gepäcks Richtung Flugzeugeingang. Ich kann froh sein, dass ich nicht getackelt wurde, als ein Polizist entdeckte, dass ich nicht abgeklopft wurde. Ich wurde streng zurückbeordert und nach erfolgter Durchsuchung von Jimmy the overly touchy orderly nocheinmal zu meinem Vergehen befragt. Endlich im Flugzeug angekommen, saßen wir noch einenhalb Stunden am Grund und warteten auf die anderen Passagiere, die im Minutentakt eintröpfelten.
Aus meinem Aufenthalt in CDG wurde aus einer, drei Stunden. Dass das nicht reicht, um auch mein Gepäck von Flugzeug A auf Flugzeug B umzuladen, war mir ja vorher schon klar und deshalb darf ich, wie auch vor zwei Jahren mit den kompetenten KollegInnen der Gepäcksfindungsabteilung zu tun haben. Wenn man das Büro dieser in Washington betritt wird man mit Hoffnung überschüttet, dass das Gepäck gefunden wird: Ein alter Mann arbeitet mit einer Liste AUS PAPIER, neben ihm ein Faxgerät. Später entdeckt man einen Computer um die Ecke. Der grafischen Umsetzung des Betriebssystems zu schließen,dürfte sich es um einen C64 handeln (oder Linux): Grüne Schrift auf schwarzem Hintergrund, ein blinkendes Kästchen um den Text einzugeben. Man fühlt den Drang zu juhauchzen und sich zu freuen: Hier wird mein Gepäck sicher gefunden werden.